Montag, 18. Juni 2012

Irrweg unter Wahrheitssuchern: die Leugnung der Shoah


Es ist nun notgedrungen einmal an der Zeit, sich mit einem Thema zu befassen, das neben dem leidigen Antijudaismus die Bewegung der Wahrheitssuchenden zu einem gewissen Grade durchsetzt. Ich rede von der Leugnung der Shoah. Mein Blog wird stellenweise kritisiert und seine Inhalte komplett verworfen, weil ich mich der Meinung von neonazistischen oder antijudaistischen „Aufklärern” nicht anschließen kann. Ich bin nicht zu der Auffassung gekommen, dass die Shoah zweifelsfrei stattgefunden hat, weil ich wie gerne kolportiert „deutschfeindlich” oder „zionistischen Lügen” aufgesessen wäre, sondern weil mich Jahre der intensiven Recherche zu diesem Thema zu dieser Überzeugung geführt hat. 

Es ist nun einmal so, dass die Shoah zu den am besten dokumentierten historischen Ereignissen gehört. „Revisionisten” bzw. Leugner der Shoah versuchen den ständigen Zweifel zu nähren, indem sie sich in einem Akt der kognitiven Dissonanz rein auf Inkonsistenzen bzw. die ihrer Meinung nach zweifelsfreien wissenschaftlichen „Widerlegungen” konzentrieren, aber im Gegenzug die massenhaft dokumentierten Beweise schlicht als Fälschungen, z.B. selbst per Tonaufzeichnung dokumentierte Geständnisse von Nationalsozialisten als unter Folter erpresst oder anderweitig abtun. Die „Revisionisten” gehen also von einer allumfassenden, übermächtigen Verschwörung aus, die Unmengen an Dokumenten – die teils erst später und zufällig entdeckt wurden – gefälscht haben sollen, und unzählige Zeugen, teils Nationalsozialisten selbst – per Erpressung oder Bestechung oder wie auch immer – dazu bewegt haben soll, kollektiv zu lügen und eine Lüge konsistent aufrecht zu erhalten. Seltsamerweise haben die Revisionisten für diese massive Anschuldigung keinerlei harte Beweise. Denn es gilt: je größer die Anschuldigung, desto besser besser müssten eigentlich die Beweise hierfür sein. Nie ist beispielsweise einer dieser Fälscher oder Lügner aus Gewissensgründen hervorgetreten und hat diese massive Verschwörung offengelegt. Die tatsächlichen oder vermeintlichen Inkonsistenzen, z.B. Abweichungen der Schätzungen der Historiker bzgl. der Todesopfer, auf denen die Revisionisten u.a. so gerne herumreiten, dürfte es nach deren Theorie einer allumfassenden Verschwörung überhaupt nicht geben, da diese ja ohne jegliche Probleme – so allmächtig wie sie den Auswirkungen nach sein müsste – für ein perfekt konsistentes Bild sorgen könnte.

„Revisionisten” stellen sich gern als Opfer einer allgegenwärtigen „zionistischen” Zensur dar oder unterstellen fälschlich aus einem Unwillen überhaupt auf sie einzugehen und sie damit zu legitimieren, dass die Gegenseite ihre Argumente nicht widerlegen kann. Dabei verschweigen sie, dass es durchaus Quellen gibt, die sich detailliert mit ihren Argumenten befasst und diese umfänglich erwidert haben. Wer sich eingehender mit den Argumenten der „Revisionisten” und vor allem auch mit den Erwiderungen darauf beschäftigt, so wie ich das nun seit sehr langer Zeit getan habe, der wird feststellen, dass sich in diesen „revisionistischen” Argumentationen eine ganze Reihe von Verdrehungen, Falschinterpretationen und Lügen finden lassen, die selbst ein nicht übermäßig in der Thematik Bewanderter mühelos zu erkennen in der Lage sein sollte:

So findet man z.B. das häufig von Revisionisten wiedergekäute Argument, dass sich einst eine Tafel vor dem Konzentrationslager Auschwitz befunden hat mit einer Angabe der Todesopfer dort von 4 Millionen. Diese Information ist soweit noch richtig. Weiter wird argumentiert, dass sich mittlerweile die „staatlich verordnete Vorgabe” auf um die 1,1 Millionen „reduziert” habe. Die „staatlichen Hofhistoriker” hätten also nach deren Argumentation a) ihre initiale Behauptung und b) eigentlich damit auch die Gesamtzahl der Todesopfer revidieren müssen. Es wird also suggeriert: wenn die Historiker ihre Zahlen schon nicht im Griff haben, wie können wir ihnen dann überhaupt irgendetwas glauben? Was bei dieser äußerst selektiv vorgenommen Präsentation komplett verschwiegen wird ist, dass die Tafel mit den 4 Millionen von der sowjetischen Besatzungsmacht angebracht wurde, es sich also um unbelegte Propaganda handelte und fast kein einziger der westlichen Historiker diese Schätzung übernommen oder gar geteilt hat. Schon in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende sind die bekannten Historiker wie Reitlinger, Hilberg u.a. zu ihren Schätzungen von um die 1,1 Millionen gelangt – und damit über Jahrzehnte konsistent geblieben. Dieses Beispiel zeigt mit am eindrücklichsten, wie manipulativ und irreführend die Argumentation der Revisionisten häufig ist.

Ein weiteres eklatantes Beispiel wäre die Behauptung des „Revisionisten” David Irving, in der bekannten Tonaufzeichnung der Rede Himmler vor SS-Männern in Posen, in der dieser ohne Umschweife klar und deutlich von der [i]Ausrottung[/i] des jüdischen Volkes spricht, hätte Himmler mit diesem Wort nicht die umfängliche Vernichtung sondern lediglich so etwas wie Deportation gemeint. Das Problem hierbei ist, dass diese Behauptung durch kein einziges zeitgenössisches Wörterbuch gestützt wird, sondern im Gegenteil im Bezug auf Lebewesen immer die Bedeutung der allumfassenden Vernichtung zugeschrieben wird. Irving ignoriert ebenfalls komplett den Kontext der Rede, in der ausdrücklich von Tötungen, der Schwere jener Taten für die SS-Männer sowie die unbedingte Pflicht zur Geheimhaltung die Rede ist. Man kann also davon ausgehen, dass Herr Irving hofft, dass seine Zuhörer in der deutschen Sprache nicht so bewandert sind, und man sieht weiterhin, wie das gewünschte Endresultat, nämlich die Shoah zu leugnen, die komplette Argumentation aufs Absurdeste bestimmt.

Dies waren nur zwei der eklatantesten Beispiele. Wer sich als aufrichtiger Wahrheitssucher diesbezüglich immer noch im Zweifel befindet, dem lege ich ausdrücklich das Studium folgender Quellen ans Herz. Auf den englischsprachigen Seiten findet man umfangreiche Erwiderungen auf die Argumente wie die von Rudolf / Leuchter oder die „Keine Löcher – kein Holocaust”-Argumentation. Danach sollten alle Zweifel beseitigt und die dubiosen Methoden der „Revisionisten” klar und deutlich aufgezeigt sein.


Holocaust-Referenz – Argumente gegen Auschwitzleugner

Holocaust Educational Resource

The Holocaust History Project Homepage

Holocaust Denial on Trial: Using History to Confront Distortions

Answers to the 66 Questions of Holocaust Deniers

Holocaust Denial & The Big Lie

How to Understand And Confront Holocaust Denial

United States Holocaust Memorial Museum

Responses to common Holocaust-denial claims

Michael Shermer + Alex Grobman:
„Denying History – Who says the Holocaust never happened and why do they say it?”

Deborah Lipstadt: „Betrifft: Leugnen des Holocaust”

Deborah Lipstadt: „Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode”

Deborah Lipstadt: „Denying the Holocaust – The Growing Assault on Truth and Memory”


Seltsamerweise sieht man auch so gut wie nie, dass Leugner der Shoah Leute mit gleicher Auffassung aber offensichtlich mangelhafter Logik in der Argumentation kritisieren. Im Laufe eines normalen Diskurses und schon aus Gründen der Wahrscheinlichkeit sollte so etwas schon einmal vorkommen. Aber wenn es dem gemeinsamen Zweck dient, drückt man wohl schon einmal ein Auge zu und hackt der anderen Krähe kein Auge aus. Dass das gewünschte Ergebnis, nämlich die Leugnung der Shoah, häufig die komplette Beweisführung angefangen bei der Akzeptanz von Beweismitteln bestimmt, zeigt wie unwissenschaftlich und verlogen diese selbsterklärten „Aufklärer” vorgehen. In Wirklichkeit wird die Bewegung der Wahrheitssuchenden von diesen neonazistischen oder antijudaistischen Kreisen lediglich für ihre eigenen Zwecke missbraucht. Mit der Suche nach Wahrheit hat dies nicht das Geringste zu tun.

Jene vermeintlichen „Aufklärer” sind es, die der Bewegung in Wirklichkeit schaden. Sie werfen die Wahrheitsbewegung massiv in ihrem Fortschritt zurück, indem sie falsche Rückschlüsse aus dokumentierten historischen Begebenheiten suggerieren und von einem der wichtigsten wenn nicht DEM „global player” innerhalb der NWO ablenken. Die Motive dieser Leute lassen sich meist schnell durchschauen, denn für die Leugnung der Shoah gibt es eigentlich nur zwei Hauptmotivationen: entweder soll der Nationalsozialismus beschönigt und damit „salonfähig” gemacht werden, oder man frönt einem unverbesserlichen Antijudaismus, der „die Juden” als das Böse hinter allem und jedem sieht und somit eine historische Begebenheit wie die Shoah, in der die Juden offenkundig Opfer waren, nicht in das Weltbild passt und somit verleugnet werden muss. Mit ihrem Gerede von den „zionistischen Lügen” locken sie in die uralte Falle der jüdischen Weltverschwörung. Die diesbezügliche Propaganda hat – wie auch in diesem Blog umfänglich dokumentiert – ihre historischen Wurzeln zu einem sehr starken Teil in Rom und sollte demnach als solche erkannt werden.

Fazit: gerade wenn man ein ehrlicher, aufrichtiger Wahrheitssucher ist, sollte man aufgrund der erschlagenden Dokumentationslage zu dem Schluss kommen, dass die Shoah zweifelsfrei stattgefunden hat.



Weiterführende Links zu den oben angesprochenen Themen:

Originaltonaufzeichnung von Himmlers Posener Rede: die Ausrottung des jüdischen Volkes

The Auschwitz Gambit: The Four Million Variant

Holocaust-Denial, the Poznan speech, and our translation

Der Leuchter-Report: Auschwitz-Lüge und Leugnung des Holocaust

Die Gaskammern: „Einen einzigen Beweis, bitte!”
(entnommen aus: Deborah Lipstadt: „Betrifft: Leugnen des Holocaust”)

Der Leuchter-Report: Geschichtsfälschung auf Bestellung

Chemistry is Not the Science: Rudolf, Rhetoric & Reduction

The Chemistry of Auschwitz

Leuchter, Rudolf & the Iron Blues

The Leuchter Report: Disparities in Hydrocyanic Compound Levels

The Leuchter Report – Holocaust Denial & The Big Lie
Siehe die Punkte aufgelistet unter: Point, Counterpoint - Holocaust Denial Claims Addressed

The Holes in the Roofs of the Gas Chambers at Auschwitz-Birkenau:
A forensic investigation proves their existence